Weltweite Zentralbanken bereiten sich auf eine arbeitsreiche Woche vor, während die Bank of England eine Pause im Lockerungszyklus plant

Die globalen Märkte stehen vor einer entscheidenden Woche, die von Zinsentscheidungen in Europa, Nordamerika und Asien geprägt sein wird.
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht die Bank of England (BOE), von der weithin erwartet wird, dass sie ihren seit einem Jahr andauernden Rhythmus vierteljährlicher Zinssenkungen durchbricht und die Kreditkosten am Donnerstag unverändert bei 4 % belässt.
Die Entscheidung fällt zu einem Zeitpunkt, an dem das Vereinigte Königreich mit einer Inflation zu kämpfen hat, die immer noch fast doppelt so hoch ist wie das Ziel der Zentralbank von 2 %, während die politischen Entscheidungsträger auf den Herbsthaushalt der Regierung später in diesem Monat warten. Ökonomen sagen, dass die BOE nach einer Phase schwächeren Wachstums und gemischter Inflationszahlen wahrscheinlich vorsichtig bleiben und zunächst die fiskalischen Entwicklungen abwägen wird, bevor sie weitere Zinssenkungen vornimmt.
Bank of England strebt Stabilität vor Haushaltsplan an
Die erwartete Beibehaltung würde das Ende eines stetigen Lockerungszyklus bedeuten, der im August 2024 begann. Während die Federal Reserve diese Woche erneut ihren Leitzins senkte, warnte Gouverneur Andrew Bailey, dass weitere Maßnahmen der BOE von den Inflationsdaten und dem Ton des bevorstehenden Haushaltsplans von Finanzministerin Rachel Reeves am 26. November abhängen werden.
Investoren preisen bereits eine Wahrscheinlichkeit von etwa 60 % für eine Zinssenkung im Dezember ein und setzen darauf, dass das verlangsamte Lohnwachstum und die schwächere Produktion die politischen Entscheidungsträger zu einer Lockerung vor Jahresende bewegen werden. Da die Gesamtinflation jedoch weiterhin bei fast 4 % liegt, halten die meisten Analysten eine kurze Pause für einen vernünftigen Schritt.
Dan Hanson und Ana Andrade von Bloomberg Economics stellen fest, dass „die Zinsen nun nahezu neutral sind” und dass die BOE wahrscheinlich auf einen „klaren Abwärtstrend der Inflation” warten wird, bevor sie weitere Senkungen vornimmt – möglicherweise im Februar oder April nächsten Jahres.
Zentralbanken auf verschiedenen Kontinenten gehen unterschiedliche Wege
Während die BOE ihre Optionen abwägt, navigieren auch andere große Zentralbanken durch unterschiedliche wirtschaftliche Signale. Die Reserve Bank of Australia wird die Zinsen am Dienstag voraussichtlich bei 3,6 % belassen, da die Verantwortlichen darüber diskutieren, ob der sich abkühlende Arbeitsmarkt des Landes weitere Lockerungsmaßnahmen rechtfertigt. In Asien wird erwartet, dass die Entscheidungsträger in Malaysia, Indonesien und Südkorea ebenfalls keine Änderungen vornehmen werden, während die bevorstehenden Inflationsdaten aus China den anhaltenden Disinflationsdruck bestätigen könnten.
In Europa bereiten sich die Riksbank, die norwegische Norges Bank und die Tschechische Nationalbank darauf vor, ihre Politik nach monatelangen aggressiven Zinssenkungen unverändert beizubehalten. Der Leitzins in Schweden bleibt bei 1,75 %, während Norwegen und die Tschechische Republik ihren Leitzins wahrscheinlich bei 4 % belassen werden. Die Inflation hat in der gesamten Region nachgelassen, doch die politischen Entscheidungsträger bleiben vorsichtig, bevor sie den Sieg verkünden.
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Gemischte Aussichten in Amerika
Auf der anderen Seite des Atlantiks hat die Federal Reserve nach mehreren Lockerungsrunden in diesem Jahr Geduld signalisiert. Die jüngsten Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell dämpften die Erwartungen einer weiteren Zinssenkung im Dezember und betonten, dass der weitere Kurs von den Beschäftigungs- und Inflationsdaten abhängt – die derzeit beide durch den anhaltenden Stillstand der US-Regierung verzerrt sind.
In Kanada richten sich alle Augen auf den ersten Bundeshaushalt von Premierminister Mark Carney, der am Dienstag vorgelegt werden soll und darauf abzielt, die Infrastrukturinvestitionen anzukurbeln und gleichzeitig die Betriebskosten zu senken. Das Paket wird voraussichtlich wachstumsfördernde Steuerreformen und einen neuen Einwanderungsplan enthalten, der sich an qualifizierte Technologiefachkräfte richtet, die durch die US-Visabeschränkungen verdrängt wurden.
In Lateinamerika wird unterdessen erwartet, dass die mexikanische Zentralbank eine weitere Zinssenkung um einen Viertelpunkt vornimmt und ihren Leitzins auf 7,25 % senkt, da die Inflation nachlässt und das Wachstum stagniert. Die brasilianische Zentralbank hingegen dürfte die Zinsen bei 15 % belassen und bis Anfang 2026 abwarten. Die Daten aus Argentinien – darunter Steuereinnahmen und Industrieproduktion – werden das Vertrauen der Anleger in die Marktreformen von Präsident Javier Milei nach dem Sieg seiner Partei bei den Zwischenwahlen auf die Probe stellen.
Asiens Industriekonjunktur und Handelsspannungen
Von China über Indien bis hin zu Japan werden die in dieser Woche veröffentlichten Daten zur Industrieproduktion zeigen, wie stark die globalen Handelsspannungen und die neuen US-Zölle die industrielle Basis Asiens belasten. Ökonomen erwarten schwache Zahlen aus China und Südkorea, aber eine leichte Erholung in Indien und Taiwan. Auch ASEAN-Volkswirtschaften wie Indonesien und Thailand veröffentlichen PMI-Daten für das verarbeitende Gewerbe, die zeigen könnten, wie fragil die Exportnachfrage trotz der neuen Handelsabkommen Washingtons nach wie vor ist.
In Japan wird ein dichter Zeitplan mit Berichten – von Lohnwachstum bis zu Haushaltsausgaben – der Bank of Japan dabei helfen, zu beurteilen, ob steigende Löhne endlich zu einer nachhaltigen Inflation führen.
Europas uneinheitliche Erholung
Im Euroraum bleibt der deutsche Fertigungssektor das schwache Glied. Die bevorstehenden Daten zu Fabrikaufträgen und Exporten könnten eine weitere Stagnation offenbaren, während Frankreich und Spanien ein solides Wachstum verzeichnen. Die italienische Wirtschaft hat sich erneut abgeflacht, was die Ungleichmäßigkeit der Erholung in der Region unterstreicht.
Ansonsten dürfte der Inflationsbericht der Schweiz nach drei Monaten mit einem Wachstum nahe Null einen moderaten Preisanstieg bestätigen, während die Türkei weiterhin mit einer Inflation von über 30 % zu kämpfen hat.
Eine globale Pause vor der nächsten Veränderung
Insgesamt stehen die Sitzungen dieser Woche unter dem gleichen Motto: Die Zentralbanken von London bis São Paulo holen Luft. Nach einem Jahr stetiger Zinssenkungen, die darauf abzielten, die fragile Erholung abzufedern, müssen die politischen Entscheidungsträger nun ein Gleichgewicht zwischen schwachem Wachstum, hartnäckiger Inflation und politischer Unsicherheit finden.
Die nächsten Wochen – geprägt von der Entscheidung der BOE, dem britischen Haushalt von Reeves und neuen Inflationszahlen aus Asien – werden wahrscheinlich den Ton für die globale Geldpolitik bis 2026 angeben.
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