Tether erhöht Bitcoin- und Goldreserven vor erwarteten Zinssenkungen der Fed

Der weltweit größte Emittent von Stablecoins steht wieder im Rampenlicht – nicht wegen fehlender Daten oder Schlagzeilen über Regulierungsfragen, sondern weil seine Bilanz allmählich anders aussieht als das, was Anleger gewohnt sind.
Wichtige Erkenntnisse:
- Tether reduziert seine Abhängigkeit von Staatsanleihen und erhöht sein Engagement in Bitcoin und Gold im Vorfeld der erwarteten Zinssenkungen der Fed.
- Arthur Hayes warnt davor, dass diese Umstellung die Eigenkapitalpolster von Tether belasten könnte, wenn volatile Vermögenswerte stark fallen.
- Kritiker hinterfragen das Risiko, während andere sagen, dass Tether aufgrund seiner umfangreicheren Unternehmensbeteiligungen weitaus profitabler ist, als aus den öffentlichen Reserveberichten hervorgeht.
Die Veränderung wurde zuerst von Arthur Hayes entdeckt und hat nun eine neue Debatte darüber ausgelöst, in welche Richtung sich die Stablecoin-Branche entwickelt.
Anstatt die Renditen aus US-Staatsanleihen zu maximieren – die in Zeiten hoher Zinsen eine wichtige Gewinnquelle waren –, scheint Tether einen größeren Teil seiner Reserven in Bitcoin und Gold umzuschichten. Hayes interpretiert diese Umschichtung als Vorbereitung auf eine Kehrtwende der Federal Reserve: Wenn die Zinsen wieder zu fallen beginnen, verlieren sichere Staatsanleihen ihren Glanz, während Sachwerte historisch gesehen an Attraktivität gewinnen.
Dieser Schritt deutet darauf hin, dass Tether sich auf die Wirtschaft positioniert, die es erwartet, und nicht auf die, in der sich die Anleger derzeit befinden.
Warum Hayes mit dieser Strategie nicht ganz zufrieden ist
Hayes reagierte nicht gerade begeistert. Der ehemalige BitMEX-Chef veröffentlichte eine pointierte Analyse, in der er davor warnte, dass diese Kehrtwende neue Schwachstellen mit sich bringe. Wenn Bitcoin und Gold gleichzeitig einen starken Rückgang erleiden, könnte die Eigenkapitalschutzschicht von Tether schnell schrumpfen – und alte Diskussionen darüber wieder aufleben lassen, ob USDT in Zeiten extremer Volatilität immer vollständig gedeckt ist.
The Tether folks are in the early innings of running a massive interest rate trade. How I read this audit is they think the Fed will cut rates which crushes their interest income. In response, they are buying gold and $BTC that should in theory moon as the price of money falls.… pic.twitter.com/ZGhQRP4SVF
— Arthur Hayes (@CryptoHayes) November 29, 2025
Er betonte, dass das Kernrisiko nicht die Größe der Reserven sei, sondern deren Zusammensetzung.
Die Zahlen hinter der Debatte
Die jüngste Bescheinigung von Tether listet Gesamtreserven in Höhe von etwa 181 Milliarden US-Dollar auf, eine Zahl, die hauptsächlich aus liquiden Bargeldpositionen, Schatzwechseln, Repo-Transaktionen und Geldmarktaktiva besteht. Aber die Zusammensetzung verschiebt sich: Fast 13 Milliarden US-Dollar liegen in Edelmetallen, fast 10 Milliarden US-Dollar in Bitcoin und mehr als 14 Milliarden US-Dollar sind an besicherte Kredite gebunden, wobei kleinere Allokationen den Rest ausmachen.
Diese Aufteilung – mehr alternative Vermögenswerte, weniger Abhängigkeit von Staatsanleihen – löste breitere Finanzkommentare aus.
S&P-Stabilitätsbewertung erhöht den Druck
S&P Global Ratings gab unmittelbar nach der Überprüfung der Reserven eine „schwache” Stabilitätsbewertung ab und signalisierte damit die Befürchtung, dass ein höheres Engagement in volatilen Vermögenswerten das Risiko einer Unterbesicherung bei Marktschocks erhöht. Die Herabstufung stieß in Krypto-Kreisen auf sofortige Kritik.
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Die Führung von Tether reagierte eher mit Frustration als mit Panik. CEO Paolo Ardoino argumentierte, dass traditionelle Risikomodelle den Zusammenbruch zahlreicher gut bewerteter Banken und Investmentfirmen nicht vorhersagen konnten – und daher nicht als Goldstandard für die Analyse einer krypto-nativen Institution angesehen werden sollten.
Die Reserven, die jeder sieht – und die, die niemand sieht
Mitten in der Debatte warf der ehemalige Citi-Stratege Joseph einen Knüppel zwischen die Beine. Er wies darauf hin, dass die öffentliche Reservebescheinigung nur die Vermögenswerte widerspiegelt, die den im Umlauf befindlichen USDT absichern, nicht das gesamte Unternehmen. Die Unternehmensbilanz von Tether – die separat geführt wird – umfasst Berichten zufolge Beteiligungen, Energie- und Bergbaubetriebe, zusätzliche Bitcoin- und andere Investitionen.
Laut Joseph macht dieses breitere Portfolio Tether weitaus profitabler, als die meisten Kritiker annehmen. Er hob die rund 120 Milliarden US-Dollar an Staatsanleihen hervor, die 2023 einen Gewinn von fast 10 Milliarden US-Dollar einbrachten, während die Betriebskosten niedrig blieben. Auf der Grundlage dieser Dynamik schätzte er die Gesamtbewertung von Tether auf 50 bis 100 Milliarden US-Dollar.
Seine Schlussfolgerung war nicht subtil: Auch ohne das Sicherheitsnetz einer Zentralbank hat Tether ein Polster aufgebaut, über das viele Banken nicht verfügen.
Ein Testfall für die Zukunft von Stablecoins
Die Frage ist nun nicht, ob Tether heute solvent ist, sondern ob sich seine Reservephilosophie im Laufe des Makrozyklus als brillant oder als leichtsinnig erweisen wird. Wenn Bitcoin und Gold während der Zinssenkungen der Fed eine Outperformance erzielen, wird die Strategie von Tether als vorausschauend erscheinen. Wenn die Märkte einen schweren Schlag erleiden, werden Kritiker erklären, dass sie die Gefahr kommen sahen.
So oder so wird das nächste Kapitel von Tether wahrscheinlich Einfluss darauf haben, wie alle großen Stablecoin-Emittenten ihre Reserven während des bevorstehenden geldpolitischen Wandels strukturieren.
Dieser Artikel dient ausschließlich zu Bildungszwecken und stellt keine Finanz-, Anlage- oder Handelsberatung dar. Coindoo.com unterstützt oder empfiehlt keine bestimmten Anlagestrategien oder Kryptowährungen. Führen Sie immer Ihre eigenen Recherchen durch und konsultieren Sie einen zugelassenen Finanzberater, bevor Sie Anlageentscheidungen treffen.











