EZB: Zinsen sind „genau richtig“, da das Wachstum in der Eurozone die Erwartungen übertrifft

Zum ersten Mal seit Jahren äußert sich die Europäische Zentralbank eher gelassen als besorgt.
Wichtige Erkenntnisse:
- Die EZB ist der Ansicht, dass die Zinssätze derzeit auf einem optimalen Niveau liegen, und plant keine baldige Anpassung.
- Die Inflationsrisiken haben sich verringert, aber Schocks wie neue Zölle oder Versorgungsengpässe könnten die Preise weiterhin in die Höhe treiben.
- Das Wachstum in der Eurozone übertrifft die Erwartungen, und die EZB rechnet mit einer weiteren Verbesserung im Jahr 2025.
Christine Lagarde sagt, die Zinssätze hätten endlich ein Niveau erreicht, das weder die Inflation anheizt noch die Wirtschaft dämpft – etwas, worauf die EZB ihrer Meinung nach seit Beginn des Preisanstiegs in der Pandemie hingearbeitet hat.
Anstatt darüber zu debattieren, ob die Kreditkosten nach oben oder unten angepasst werden müssen, konzentriert Lagarde die Diskussion nun auf die Beibehaltung der aktuellen Haltung. Die EZB-Präsidentin sagt, die Institution verfolge nicht mehr das Ziel der Inflationsbekämpfung, sondern aktives Stabilitätsmanagement.
Warum die Zinsen auf ihrem aktuellen Niveau bleiben
Lagarde verwies nicht auf die Märkte oder das Lohnwachstum, um die unveränderte Politik zu rechtfertigen – sie verwies auf Fortschritte. Der aktuelle Inflationszyklus sei unter Kontrolle gebracht worden, und die EZB halte ihre Zinssätze derzeit für angemessen. Eine zu frühe Kursänderung könnte jahrelange Fortschritte zunichte machen, warnte sie.
Das bedeutet jedoch nicht, dass das Risiko verschwunden ist. Lagarde wies darauf hin, dass geopolitische Spannungen, Unterbrechungen der Lieferketten und eine mögliche Rückkehr zu einer Eskalation der Zölle – insbesondere seitens der Vereinigten Staaten – die Preise schnell wieder in die Höhe treiben könnten. Dennoch betonte sie, dass das Spektrum der Bedrohungen geringer sei als noch vor einem Jahr.
Eine Zentralbank, die keine Eile hat
Die Sitzung im Dezember dürfte keine dramatischen Entwicklungen mit sich bringen – es sei denn, die neuen vierteljährlichen Prognosen der EZB lassen eine unerwartet schwache Inflation erkennen. Nur dann würden die Entscheidungsträger erneut darüber diskutieren, ob die Bedingungen zu restriktiv geworden sind. Derzeit ist der EZB-Rat der Ansicht, dass die Politik robust genug ist, um Schocks ohne weitere Anpassungen abzufangen.
Andere EZB-Vertreter haben sich in ähnlichem Ton geäußert. Vizepräsident Luis de Guindos argumentierte diese Woche, dass das Risiko einer Unterschreitung des Inflationsziels nur „begrenzt” sei. Chefökonom Philip Lane geht davon aus, dass der nachlassende Lohndruck dazu beitragen wird, die letzten hartnäckigen Inflationsherde zu mildern – insbesondere im Dienstleistungssektor.
Die europäische Wirtschaft entspricht nicht den Untergangsprognosen
Lagarde entschied sich für eine Balance zwischen Vorsicht und Optimismus. Sie betonte, dass die Wirtschaft der Eurozone den globalen Gegenwind besser überstanden habe als viele erwartet hätten. Das Wachstum boomt zwar nicht, aber es hält an – und beschleunigt sich leicht. Die EZB prognostiziert für Anfang 2025 ein BIP-Wachstum von 0,9 %, das bis September auf etwa 1,2 % steigen soll. Lagarde deutete sogar an, dass das Endergebnis höher ausfallen könnte, wenn sich die Dynamik verstärkt.
Die schleppende Produktionstätigkeit in Deutschland und die politischen Spannungen um den Haushalt in Frankreich wurden zwar anerkannt, aber Lagarde bezeichnete sie eher als Herausforderungen denn als Bedrohungen. Ihren Worten zufolge erfordert die Bewältigung einer Ära des wirtschaftlichen Wandels Schnelligkeit, Bewusstsein und Optimismus – Eigenschaften, über die Europa ihrer Meinung nach nach wie vor verfügt.
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